Noch bis Sonntag sind wir auf der IAA TRANSPORTATION in Hannover, aber schon jetzt können wir ein Zwischenfazit ziehen und sagen: Die Veranstaltung ist ein voller Erfolg. Auf mehr als 80 Pressekonferenzen und mit über 145 Weltpremieren zeigt die Branche ihre beeindruckende Innovationsfähigkeit und ihre Entschlossenheit, Herausforderungen anzunehmen und an ihnen zu wachsen. Auf der IAA TRANSPORTATION beweisen Sie, liebe Mitglieder, dass Sie mit Ihren Unternehmen weltweit vorangehen, Innovationen entwickeln und auf die Märkte bringen.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach von einem „großartigen Aushängeschild“ für die Innovationskraft des Transportsektors und angrenzender Wirtschaftszweige. Die IAA TRANSPORTATION zeige, wie engagiert diese Branche daran arbeite, klimafreundlicher und nachhaltiger zu werden. Ausdrückliches Lob gab es unter anderem auch von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der nach seinem Rundgang durch die Ausstellerhallen sagte: „Das ist wirklich ‚Made in Germany‘ at its best.“ Dem kann ich mich nur anschließen und mich bei allen bedanken, die an dieser IAA TRANSPORTATION mitgewirkt haben – das gilt in besonderem Maße auch für das gesamte VDA-Team. Herzlichen Dank für den unermüdlichen Einsatz! Falls Sie es, liebe Leserinnen und Leser, in diesem Jahr nicht nach Hannover schaffen, finden Sie auf unserem LinkedIn-Kanal eine Reihe von Best-Of-Videos und zahlreiche Fotos.
Ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Pressekonferenzen und die Gespräche auf der IAA TRANSPOTATION zieht, ist die mangelnde Infrastruktur für Elektromobilität und Wasserstoff. Klar ist: Wir liefern die serienreifen Produkte, aber die Lade- und Tankinfrastruktur wird zunehmend zum Problem. Ohne diese Faktoren wird der Wandel nicht gelingen und der Umstieg blockiert. Mit der bestehenden Infrastruktur in Deutschland und Europa kann die Erreichung der Ziele nicht gelingen! Wir können serienreife Produkte liefern, wir wollen liefern! Aber wir sind dabei auch auf andere angewiesen.
Das Problem dabei ist jedoch, dass Deutschland und Europa sich zu oft mit Detailvorschriften und Mikromanagement beschäftigen. Das zeigen aktuell der Draghi-Report und die BDI-Studie Transformationspfade in aller Deutlichkeit. Beide Dokumente können Startpunkt für einen Neuanfang in Europa sein, für einen Aufbruch, für eine Entfesselung. Das setzt allerdings die Courage für eine Kurskorrektur voraus. Dafür ist es höchste Zeit, denn das Konzept der überbordenden Regulierung ist gescheitert.
Machen wir es an einem Beispiel konkret: die CO₂-Flottenregulierung. Die Ziele, die hier gesetzt wurden – und mit massiven Strafzahlungen bei Nichterreichung hinterlegt sind – sind nicht durch eine strategische Projektplanung hinterlegt. Die erforderlichen Rahmenbedingungen werden nicht mit der notwendigen Entschlossenheit angegangen. Dabei sind sie die notwendige Basis, um die gesetzten Ziele zu erreichen. Wir brauchen daher ein Vorziehen der Review-Prozesse. Die Politik muss den Blindflug beenden und dringend Klarheit haben, wo sie nachsteuern muss.
Es kommt jetzt darauf an, dass die richtigen Maßnahmen schnell auf den Weg gebracht werden. Deswegen haben wir uns heute mit einem 10-Punkte-Plan an die Öffentlichkeit und die Politik gewandt. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern muss klar aufgezeigt werden, dass der Wandel positiv für sie ist. Dafür ist es aber entscheidend, dass die passenden Instrumente bereitstehen: eine bessere Lade- und H2-Tankinfrastruktur, Kostenvorteile, Anreizsysteme ohne marktverzerrende Preisschwellen, Erneuerbare Kraftstoffe für den Fahrzeugbestand, bezahlbare Ladestrompreise. Aber auch auf eine robuste Versorgung mit Rohstoffen kommt es an. Ihre Unternehmen gehen voran und leisten Ihren Beitrag. Unser Commitment, unsere konstruktiven Vorschläge und das, was die anderen Akteure – in der Politik und in anderen Branchen – nun auf den Weg bringen müssen, haben wir heute mit diesem Plan aufgezeigt. Es ist jetzt Zeit für entschlossenes Handeln. Jetzt ist die Zeit, in der das Vertrauen in die Mobilität der Zukunft auch durch richtige politische Rahmenbedingungen gestärkt werden muss.
Mehr Zeit brauchen wir dagegen bei einem anderen Thema: Die Diskussionen darüber, ob die EU Zölle auf E-Autos aus China einführen soll, beschäftigen uns nicht nur in diesen Tagen intensiv. Unstrittig ist, dass wir einen offenen und konstruktiven Dialog mit China über Handelshemmnisse brauchen. Zusätzliche Zölle sind der falsche Weg, wir brauchen eine Lösung auf dem Verhandlungsweg. Ich habe allerdings ernsthafte Zweifel, ob das bis zum voraussichtlichen Inkrafttreten der finalen Zölle Ende Oktober gelingt. Wenn die Zölle erstmal in Kraft gesetzt werden, ist das sehr schädlich für die Industrie – eine Protektionismus-Spirale droht. Deshalb habe ich auf der IAA TRANSPORTATION erneut einen Appell in Richtung Brüssel geschickt: Die Kommission muss sich die gebotene Zeit für gute Verhandlungen nehmen. Sie sollte alle Möglichkeiten ausschöpfen, um den Zeitdruck aus den Verhandlungen zu nehmen, beide Seiten sollten in konstruktive Gespräche einsteigen. Sowohl beim Thema Zölle als auch bei den Review Prozessen gab es im Übrigen ausdrückliche Zustimmung von Minister Wissing.
Ganz egal ob Zölle, Flottenregulierungs-Review-Vorziehung oder schleppender Ausbau der Lade- und Tankinfrastruktur: Entscheidend ist, dass wir miteinander ins Gespräch kommen und gemeinsam über Lösungen diskutieren. Deshalb ist es für uns ein wichtiges Zeichen, dass in dieser Woche auch so viele Politikerinnen und Politiker verschiedenster Parteien auf die IAA TRANSPORTATION gefahren sind, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und um sich auf der Bühne den Fragen zu stellen. Generell gilt: Klimaneutralität im Verkehr ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Darum müssen Politik und Industrie zusammen daran arbeiten, die Transformation zu meistern.
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